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Streifzüge durch die Hansestadt Zwolle

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Zwolle - Turmspitzen am Sassenpoort
Turmspitzen am Sassenpoort

Stadtgeschichte

Handelsstadt am Zwarte Water

Zwolle ist die Hauptstadt der niederländischen Provinz Overijssel. Das Zwarte Water, ein kurzer Flusslauf, verbindet die seit dem Mittelalter bedeutende Handelsstadt mit dem IJselmeer und somit mit der Nordsee. Die erste Siedlung entstand auf einem Sandrücken zwischen der IJssel und der Overijssel Vecht in einer sonst von Sümpfen geprägten Landschaft.

Die älteste Erwähnung Zwolles erfolgte in einer Urkunde bereits im Jahre 1040. Dabei wird eine erste Pfarrkirche bezeugt, die dem Heiligen Michael geweiht ist. Der Utrechter Bischof verlieh dem Ort 1230 Stadtrechte und 1265 Marktrechte. Mit dem Stapelrecht von 1438 und dem Beitritt zur Hanse stieg Zwolle zu den wichtigsten Handelsstädten der Niederlande auf. Damit trat es in Konkurrenz zum nahegelegenen Kampen an der IJssel.

Kamperpoort Zwolle (Pieter Jan van Liender)
Das Kamperpoort in Zwolle (Pieter Jan van Liender, 1731 – 1784)

Neuzeitliche Stadtbefestigung

Das späte 16. und das frühe 17. Jahrhundert waren wie bei vielen niederländischen Städten geprägt von den Unabhängigkeitskriegen gegen das spanische Habsburg. In diese Zeit fiel auch der Ausbau der sternförmigen Festungsanlagen mit Bastionen. Dabei wurde die mittelalterliche Stadt nach Norden erweitert.

Die Wassergräben, die um die Stadt angelegt wurden, existieren noch heute in seltener Vollständigkeit. Sie sind gesäumt von Grünflächen und Stadtvillen und verleihen Zwolle ein besonders behagliches Gepräge. Wir empfehlen daher, neben allen architektonischen Sehenswürdigkeiten auch die Promenade entlang des Grachtengürtels im Süden und Osten der Altstadt zu erlaufen.

Luftbild Zwolle
Zwolle von Süden: Das Luftbild zeigt den vollständigen Grachtengürtel um die Altstadt

Historischer Stadtrundgang

Rund um das Sassenpoort

Wir betreten die Zwoller Altstadt von Süden. Das mächtige Sassenpoort, das einzige erhaltene der sechs Stadttore der Hansestadt, demonstriert jedem Besucher unmissverständlich, dass er eine der mächtigsten Handelsstädte der Niederlande betritt. Der monumentale Torturm aus der Zeit um 1400 wird von vier Ecktürmen eingefasst, deren runder Grundriss in ein Polygon überführt wird. Stolz und malerisch zugleich strecken sich die fünf Turmspitzen in den Himmel.

Die Sassenstraat führt uns zunächst zum kleinen Bethlehemkerkplein, dessen Reiz nicht zuletzt durch eine Reihe historischer Bauten gespeist wird. Neben der Bethlehemkerk, einer zweischiffigen gotischen Klosterkirche der Augustinerchorherren, tragen Teile der Klosteranlage zu der besonderen Atmosphäre der Platzanlage bei. Nördlich der Kirche schließt sich der Hof van Ittersum mit seiner ansehnlichen Giebelfassade aus der Zeit der Renaissance an.

Der Grote Markt mit der Sint-Michaëlskerk

Die Straße führt uns weiter direkt auf den Grote Markt, den zentralen Marktplatz Zwolles. Beherrscht wird die Platzanlage von der dreischiffigen Grote oder Sint-Michaëlskerk. Der gotische Bau ersetzte im 14. und 15. Jahrhundert die bereits 1040 genannte erste Pfarrkirche der Stadt. Die Marktfront ist mit ihrer spätgotischen Vorhalle und der aus der Renaissance stammenden Hauptwache der Stadt äußerst repräsentativ gestaltet.

Zwolle - Grote Markt
Der Grote Markt mit der Grote Kerk und der davor stehenden Hauptwache, im Hintergrund der Turm der Liebfrauenbasilika

Die Kirche besaß einst den höchsten Turm der Niederlande. Dieser stürzte aber am 17. Dezember 1682 ein, nachdem er mehrfach durch Blitzschläge beschädigt worden war. Vom Rathaus aus der Mitte des 15. Jahrhunderts, das wie der Kirchturm einst die Macht der Bürgerschaft abbildete, sind vergleichsweise bescheidene Reste überkommen. Sie stehen südöstlich im Schatten des Chores der Kirche am Grote Kerkplein.

Zwolle - Grote Kerk - Chor
Chor der Grote Kerk

Der Melkmarkt und die Liebfrauenbasilika

Der Melkmarkt (Milchmarkt) ist die Schlagader Zwolles und erstreckt sich vom Grote Markt im Zentrum der Altstadt Richtung Nordwesten bis zum Grachtenring. Er wirkt als ein breiter Straßenzug, wie er häufig in niederländischen Städten vorzufinden ist. Bis um 1800 floss hier die Grote Aa innerhalb der Stadtmauern Zwolles. Sie wurde später zugeschüttet. Am Melkmarkt stehen einige der prächtigsten Bürgerhäuser aus der frühneuzeitlichen Glanzzeit von Zwolle, unter ihnen das lange als Städtisches Museum genutzte Drostenhuis mit seiner prächtigen Fassade. Es wurde bereits im 16. Jahrhundert erbaut und im 18. Jahrhundert grundlegend umgestaltet.

Unser Weg führt uns weiter durch die schmale Korte Kamperstraat. Anschließend gelangen wir durch eine der vielen abzweigenden Gassen zum Ossenmarkt. Hier steht die im späten 14. Jahrhundert begonnene Liebfrauenkirche, ein einfacher kreuzförmiger Kirchenbau. Der hohe markante Turm wird im Volksmund als Peperbus (Pfefferbüchse) bezeichnet und ist ein weit sichtbares Wahrzeichen Zwolles. Seine größte Wirkung entfaltet er, wenn er von der Sonne angestrahlt wird.

Entlang der Thorbeckegracht

Die Straßenzüge entlang der Thorbeckegracht im Norden der Altstadt sind wohl die romantischsten in Zwolle. Entlang des südlichen Ufers stehen Reste der mittelalterlichen Stadtbefestigung mit dem Wijndragerstoren, dem Pelsetoren und Teilen der Stadtmauer mit Wehrgang. In den wärmeren Monaten tummeln sich hier Einheimische und Touristen in den Gaststätten an Land und zu Schiff.

Dahinter ragen die Gebäude des 1465 gegründeten Dominikanerklosters auf. In der dazugehörigen zweischiffigen Broerenkerk ist heute eine Buchhandlung eingezogen – eine durchaus gelungene Adaption. Die Niederländer verstehen es nicht nur hier gekonnt, Kirchenbauten einer neuen Nutzung zuzuführen.

Und was gibt es sonst noch in der Altstadt von Zwolle zu entdecken? Wie in vielen niederländischen Städten sind Streifzüge durch die Gassen der sprichwörtliche Weg, der das Ziel darstellt. Neben den bereits genannten Grachten, Plätzen und Straßen ist vor allem die südliche Altstadt mit ihrem frühneuzeitlichen Straßenbild erhalten. Unser Tipp ist es, vom Sassenpoort den Abstecher in die Koestraat und die umliegenden Gassen zu wagen. Dabei passiert man auch den Blijmarkt mit dem Museum de Fundatie, einem beachtlichen Kunstmuseum.

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