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Zur Namensänderung des Freilichtmuseums Detmold beim LWL

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uftaufnahme Freilichtmuseum Detmold
Das Paderborner Dorf im LWL-Freilichtmuseum Detmold aus der Luft, Foto: LWL/Robin Jähne

Hintergründe der Umbenennung

Ich schätze den Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) für sein vielfältiges Engagement, gerade auch auf dem Kultursektor. Im Mai haben wir zum zweiten Mal die LWL-Museumscard erworben, die zudem auch den freien Eintritt in zahlreiche LVR-Museen gestattet. Eines der Zugpferde und auch überregional bedeutenden LWL-Museen stellt das Westfälische Freilichtmuseum in Detmold dar, welches nach eigenen Angaben das größte seiner Art in Deutschland ist. Bereits 2006 ist es offiziell in LWL-Freilichtmuseum Detmold umbenannt worden, um – wie bei vielen anderen Institutionen – die Trägerschaft zu verdeutlichen. Damit ging aber der Bezug zur explizit westfälischen Baukultur, die im Museum in seiner ländlichen Ausprägung zu sehen ist, im Namen verloren.

Vor wenigen Tagen beschloss der Landschaftsverband nun eine erneute Umbenennung, die 2026 in Kraft treten soll. Offizieller Name des Museums wird dann sein: LWL-Museum Hellerlecht, Detmold – Westfälisches Landesmuseum für Kultur und Geschichte. Hintergrund der Aktion ist die Umstellung des Museums von saisonaler Öffnung auf Ganzjahresbetrieb, wenn im nächsten Jahr ein neues Eingangs- und Ausstellungsgebäude eröffnet wird. Gegen die Namensänderung regte sich Widerstand in der lokalen Politik und der Bürgerschaft, der schließlich in einer Petition Ausdruck fand. Diese unterzeichneten in kürzester Zeit weit mehr als 10.000 Personen.

Kritik aus Sicht des Kulturmarketings

Die neue Namensgebung erscheint gleich aus mehreren Perspektiven problematisch. Folgende Punkte möchte ich aus Sicht des Kulturmarketings zu bedenken geben:

Der Markenkern als Freilichtmuseum verschwindet aus dem neuen Namen gänzlich. Damit geht man zu der herausragenden Stellung als größte Institution dieser Art auf Distanz. An seine Stelle tritt mit „Hellerlecht“ eine Begrifflichkeit, die weder eingängig ist noch ohne Erläuterung auskommt. Der plattdeutsche Ausdruck ist mit „helllicht“ zu übersetzen, was sich ebenfalls erst erschließt, wenn man an Redewendungen wie „am helllichten Tag“ denkt. Damit möchte man den Charakter des Museums als Freilichtmuseum weiterhin betonen. Immerhin dürfte das Museum mit dieser kreativen Namensgebung ein Alleinstellungsmerkmal besitzen. Ob sie sich allerdings als Eigenname durchsetzt, wie man es beim LWL erhofft, bleibt abzuwarten.

Mit der Umbenennung geht auch ein Stück kultureller Identifikation in der Region verloren, denn das Freilichtmuseum Detmold ist eine Institution, die man stets mit der Stadt und der Region Lippe in Verbindung brachte. Die komplette Streichung des Stadtnamens aus der neuen Museumsbezeichnung konnte erst durch erhebliche Einwände verhindert werden. Die Nennung Detmolds dürfte in der nun beschlossenen, per Komma abgetrennten Form, die in der Tat wie ein unliebsamer Kompromiss wirkt, in dem einen oder anderen Kontext in Zukunft unter den Tisch fallen. Die Erkennbarkeit der regionalen Bindung des Museums zu Detmold und Lippe wird damit in erheblichem Maße eingeschränkt.

Nicht zuletzt könnte auch der langatmige Zusatz zum neuen Museumsnamen mit dem Hinweis auf ein Landesmuseum Verwirrung stiften, denn in Detmold existiert mit dem Lippischen Landesmuseum bereits eine entsprechende Einrichtung. Ich fühle mich dabei an Oldenburg erinnert, wo eine ähnliche Situation herrscht. Dort muss ich regelmäßig erläutern, dass mit dem Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte und dem Landesmuseum für Natur und Mensch zwei unterschiedliche Einrichtungen ohne engeren Bezug zueinander existieren.

Fazit

Trotz der eingreifenden Namensänderung sehe ich die Chance gegeben, dass das Museum in der Umgangssprache weiterhin als Freilichtmuseum Detmold erhalten bleibt. Umso fragwürdiger erscheint der Weg, der hier vom LWL eingeschlagen wurde. Selbst wenn die Nebenwirkungen nicht in der befürchteten Form oder Intensität eintreffen sollten, bleiben die Kosten für die Umstellung des kompletten Corporate Designs auf der negativen Seite haften. Das beginnt ganz banal beim Logo und wirkt sich infolgedessen auf alle öffentlichen Auftritte sowie Werbemittel und Website aus. Den kostenintensivsten Posten dürfte allerdings der Austausch aller Verkehrszeichen in Detmold und Umgebung darstellen. Ob es diesen einschneidenden Eingriff in den Markenkern wert war?

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