Home / Alle Artikel / Von Medienkompetenz und Vorbildfunktion in der Pandemie

Von Medienkompetenz und Vorbildfunktion in der Pandemie

Posted on
Impfen schützt auch die Kultur!

Medienkompetenz in der Krise

Valerie Wagner fragt in ihrer Blogparade #Blogs4Competence nach der Rolle von Bloggern, bloggenden Unternehmen und bloggenden Journalisten im medialen Mix. Die Corona-Pandemie verlangt uns allen ein besonderes Maß an Medienkompetenz ab. Die Verbreitung von Desinformationen, Verschwörungstheorien und Hassbotschaften wurde in meiner Wahrnehmung durch die Krisensituation der letzten zwei Jahre auf ein neues Level gehievt. Das ist für mich als leidenschaftlicher Blogger Ansporn genug, mich an dieser Blogparade zu beteiligen.

Übrigens: Wer seine Medienkompetenz bewerten lassen möchte, dem sei folgender Test ans Herz gelegt. Mein eigenes Ergebnis war im oberen Bereich angesiedelt, aber nicht optimal. Die Botschaft, die ich dabei mitnehme: Bleibe kritisch, hinterfrage Quellen und bilde dich weiter fort.

Corona als Brandbeschleuniger

Querdenker in der digitalen Welt

Seit Beginn der Pandemie bin ich in Kontakt mit unzähligen Personen und Websites gekommen, von denen ich unter normalen Umständen wahrscheinlich kaum Notiz genommen hätte. Da sind zum Beispiel Attila Hildmann, Ken Jebsen oder Boris Reitschuster, um nur einige der „schillerndsten“ Figuren der Szene rund um Verschwörungstheorien und Coronaleugnung zu benennen. Immer wieder stoße ich bei meiner täglichen Arbeit im World Wide Web auf rechtspopulistische oder rechtsextreme Portale mit Falschinformationen wie PI-News, Die Achse des Guten, Tichys Einblick oder Unser Mitteleuropa.

Die toxischen Botschaften dieser Kreise stoßen schon längst nicht nur bei einige ultrarechten Außenseitern auf Gehör. Spätestens seit dem politischen Erstarken der AfD sind sie in breiteren Bevölkerungsschichten angekommen. Und mit der Coronakrise bildete sich eine heterogene Querdenkerszene aus, die sich aus Impfgegnern, Corona-Leugnern, Esoterikern, Friedensaktivisten, Antikapitalisten und Rechtsextremen zusammensetzt, deren größter gemeinsamer Nenner die Abkehr von den etablierten Medien und wissenschaftlichen Erkenntnissen sowie der damit verbundene Aufbau von Parallelrealitäten zu sein scheint.

Persönlich begegnet mir dieses Milieu vor allem auf Twitter und zu meinem größten Bedauern auch immer wieder im Diskussionsforum eines Vereins, dessen Zielen ich mich sehr verbunden fühle. Gerade der letzteren Quelle verdanke ich die Kenntnis fast aller oben aufgeführten Portale und Personenkreise. Als Vereinsmitglied und engagierter Forennutzer sehe ich es daher mit Skepsis, dass die Moderation nicht selten nur halbherzig gegen die Instrumentalisierung des Forums für die Verbreitung schwer zu ertragender Meinungsäußerungen vorgeht.

Das persönliche Umfeld

Doch auch abseits der digitalen Welt in meinem direkten Lebensumfeld begegnen mir seit Corona immer häufiger radikale Positionen. Da wollte uns tatsächlich eine AfD-Kreistagsabgeordnete während einer Spinning-Einheit im Sportstudio davon überzeugen, uns an einer Bürgerbewegung zu beteiligen, die sich gegen die Corona-Maßnahmen und die Impfung einsetzt. Mit der Impfung würden den Menschen nämlich Chips unter die Haut gesetzt, so ihre bekannte wie krude These.

Oder nehmen wir das Kloster Malgarten als Beispiel, zu dem ich auf vielfältiger Ebene eine enge Beziehung besitze. Im Umfeld des Klosters hat sich eine Impfgegnerschaft etabliert, die mehrfach Informationstreffen während des Lockdowns organisiert hatte. Freizügig wurden dabei Infobroschüren der freikirchlichen Gemeinschaft Mandelzweig mit Falschinformationen über Corona-Impfungen verteilt.

All diese Beispiele sind im Kontext des medialen Einflusses auf elementare Aspekte unseres Zusammenlebens zu sehen. Ohne ein mediales Grundrauschen aus Falschinformationen und Verschwörungsmythen ist das massenhafte Abdriften zum radikalen Irrationalismus kaum erklärbar. Ich werde daher nicht müde, mich sowohl in der digitalen als auch in der analogen Welt mit gelegentlicher Widerrede gegen diese unheilvolle gesellschaftliche Stoßrichtung zu stemmen. Das möchte ich als meinen Beitrag zur Medienkompetenz ansehen.

Vorbildfunktion von Kulturbetrieben

In dieser konfliktbeladenen Gemengelage erkenne ich auch eine Vorbildfunktion von Kulturbetrieben. Diese sind nicht nur Bildungseinrichtungen, sondern wichtige Akteure in Fragen zu sozialen und gesellschaftlichen Entwicklungen. Ich sehe sie daher in der Verantwortung, der Spaltung, die durch Falschinformationen und wissenschaftsfremden Theorien vorangetrieben wird, entgegen zu wirken.

Ich befürworte ausdrücklich, dass sich Kultureinrichtungen öffentlich eindeutig positionieren. Das betrifft auch ihre Online-Auftritte auf den Social-Media-Kanäle. So haben sich in den letzten Monaten zahlreiche Museen oder Schauspielhäuser dazu entschlossen, Impfungen im eigenen Haus anzubieten und zu bewerben. Die Beispiele der Impfaktionen des Historischen Museums der Pfalz oder der Semperoper in Dresden mögen hier pars pro toto für unzählige ähnliche Aktivitäten im Kultursektor genannt sein. Dabei stand das Impfangebot in Dresden unter dem Motto „Impfen schützt auch die Kultur“, welches auch in zahlreichen anderen Städten wie in Berlin aufgegriffen wurde. Kaum eine Branche ist von der Coronakrise mehr betroffen als der Kultursektor, weshalb solche Aktionen auch im eigenen Interesse sein sollten.

Umso unverständlicher erscheint es mir, wenn sich Kulturschaffende in leitender Position als aggressive Impfgegner entpuppen, wie ich es aus meinem beruflichen Umfeld berichten kann. Um sich vorzustellen, zu welchen Komplikationen und Spannungen eine solche Einstellung im betrieblichen Ablauf führt, dazu bedarf es wohl nicht viel Fantasie. Deshalb habe ich mich auch an einer Impfaktion an der Evangelisch-lutherischen St.-Marien-Gemeinde in Osnabrück beteiligt, die ausdrücklich auch dazu beitragen sollte, das Musikleben der Chöre aus der Pandemie zu führen. Über 140 Impfwillige haben das Angebot angenommen.

2 Kommentare zu “Von Medienkompetenz und Vorbildfunktion in der Pandemie

  1. Hallo Damian,

    ein guter Artikel und schön, dass die andere Seite doch überwiegt und wir mehrheitlich bei gesundem Menschenverstand sind. Hoffen wir, dass der letzte Winter auch der letzte Corona-Winter war.

    Schön, dass du bei meiner Blogparade dabei bist!

    Grüße
    Valerie

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Top