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Roermond – historische Stadt an Maas und Rur

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Roermond - Marktplatz
Marktplatz mit Rathaus (rechts) und Christoffelkathedraal im Hintergrund

Die Provinz Limburg und der Stadtname

Wir wollen uns in die niederländische Provinz Limburg begeben, die erst spät aus dem Herzogtum Geldern hervorging. Die im äußersten Südosten des Landes liegende Gegend wirkt wie ein fremdartiges Anhängsel der Niederlande, zumal auch ein belgisches Limburg links der Maas existiert. Tatsächlich zeigen sich Landschaft und Architektur hier teilweise untypisch für die Niederlande. Nach dem bekannten Maastricht ist das zentral in der Provinz gelegene Roermond neben Venlo die bedeutendste historische Stadtanlage Limburgs.

Der Name der Stadt geht auf den Fluss Roer (deutsch: Rur) zurück, der hier in die Maas fließt. Gemeint ist hier wohl nicht die Roermündung, denn diese lag bis ins 14. Jahrhundert hinein einige Kilometer nordwestlich der Stadt. Vielmehr dürften hier das lateinische „mundium“ (Schutz) oder sogar „monte“ (Berg) hineingespielt haben, denn Roermond liegt auf einst römischem Boden.

Roermond - Steinbrücke
Steinbrücke über die Rur

Geschichte

Der erhöht gelegene Ort, an dem sich Roermond heute befindet, war bereits zu spätrömischer Zeit besiedelt. Eine Ortschaft wird 943 und wieder im Jahre 1130 schriftlich erwähnt. Nach zwischenzeitlicher Zerstörung erhielt Roermond 1232 durch Otto II. von Geldern Stadtrechte. Im Jahr 1342 wurde das Flussbett der Maas näher an die Stadt verlegt. 1441 folgte die Mitgliedschaft in der Hanse. Zugleich spiegelt sich die mittelalterliche Bedeutung Roermonds in der Ansiedlung zahlreicher Klöster und dem 1472 erteilten Recht zur Münzprägung wider.

Bei den Stadtbränden von 1554 und 1665 wurden große Teile der Stadt zerstört. Seit 1559 existiert hier mit Unterbrechungen ein Bischofssitz. Wie viele niederländische Städte und Regionen war Roermond im 16. und 17. Jahrhundert in die Unabhängigkeitskriege der nördlichen Niederlande gegen die spanische Besatzung involviert. Letztere endete für Roermond erst im Jahre 1632. In der Folge wechselte die Stadt häufig den Besitz, wobei sie immer wieder in französische und sogar in österreichische Hand gelangte. Kurzzeitig gehörte es dem neu gegründeten belgischen Königreich an, ehe Ostlimburg schrittweise 1839 und 1867 endgültig niederländisch wurde.

Stadtrundgang

Rund um den Marktplatz

Der Markt im Nordwesten der Altstadt ist eine der beiden zentralen Platzanlagen der Altstadt Roermonds. Hinter der Häuserzeile, die den Platz nach Norden abschließt, erhebt sich die Christoffelkathedraal. Die Kirche entstand ab 1410 als einfache Pfarrkirche, gelangte aber durch die Gründung des Bistums Mitte des 16. Jahrhunderts zum Status einer Bischofskirche. Der Backsteinbau ist ein typischer Vertreter spätgotischer Architektur rund um den Niederrhein, der vor allem aufgrund seiner Monumentalität besticht. Das Innere präsentiert sich als weiträumige, fünfschiffige Basilika. Auf einem Nebenaltar steht ein bemerkenswerter 1595 entstandener Sakramentsaltar von Peter von Aecken.

Der bedeutendste profane Bau am Marktplatz stellt das Rathaus an der Ostseite der Platzanlage mit einer langgestreckten, repräsentativen Fassade dar. Bereits im Mittelalter stand hier ein entsprechendes Gebäude, das allerdings dem Stadtbrand vom 1554 zum Opfer fiel. Der Nachfolgebau wurde um 1700 umgestaltet und erhielt die heutige barocke Pilasterfassade, die schließlich 1876 umgestaltet wurde.

Roermond - Rathaus
Das Rathaus am Markplatz

Die Münsterkirche

Architektonischer Höhepunkt Roermonds ist aber zweifelsohne die Münsterkirche Unser Lieben Frauen am Münsterplatz im Zentrum der Altstadt. Der Bau gehörte zu einer Zisterzienserinnenabtei, die 1218 von Gerhard IV. von Geldern und seiner Frau Margarethe von Brabant gestiftet wurde und ihnen zugleich als Grablege diente. Die Bauzeit erstreckte sich bis nach 1250, wobei die westlichen Teile im Mittelalter nicht vollendet wurden. Die Münsterkirche wurde in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts durch den Architekten Pierre Cuypers restauriert. Dabei wurde der Außenbau erheblich umgestaltet und ergänzt, was bereits damals zu scharfen Kontroversen führte.

Stilistisch steht die Roermonder Liebfrauenkirche in der Tradition der benachbarten rheinischen Spätromanik und nimmt somit eine Sonderstellung in den Niederlanden ein. Insbesondere der Dreikonchenchor verweist an Bauten wie St. Maria in Kapitol, St. Aposteln und Groß St. Martin in Köln sowie die Neußer Stiftskirche. Mit St. Aposteln und Neuß hat Roermond zudem den oktogonalen Vierungsturm auf Trompen gemein.

Roermond - Münsterkirche - Vierung
Blick in den Vierungsturm der Münsterkirche

Das Innere der Roemonder Münsterkirche präsentiert sich als Emporenbasilika mit einem reichen Gliederungsapparat und differenzierter Formensprache. Knospenkapitelle, gewirtelte Säulchen und mehrschichtige Wandstrukturen lassen erneut die Verwandtschaft zur rheinischen Spätromanik des letzten Viertels des 13. Jahrhunderts erkennen. Höhepunkt der Ausstattung ist das in der Vierung befindliche Grabmal des Stifterpaares. Die beiden zwischen 1230 und 1240 entstandenen Skulpturen gehören zu den ältesten liegenden Figuren dieser Art überhaupt.

Barocke Entdeckungen in der Altstadt

In den zahlreichen gemütlichen Straßen und Gassen der Altstadt lässt sich das eine oder andere Schmuckstück profaner Architektur, vornehmlich aus der Zeit des Barocks nach dem Stadtbrand von 1665, entdecken. Neben der Fassade des schon erwähnten Rathauses ist das Haus von Peter von Boshuijsen, des Drosten des Amtes Montford, in der Neerstraat 33 (Huis met de Stenen Trappen) besonders ansehnlich. Er erbaute es 1666 unmittelbar nach dem Stadtbrand des Vorjahres. Im 18. Jahrhundert wurde die Fassade mit der markanten Freitreppe umgestaltet.

Roermond - Huis met de Stenen Trappen
Huis met de Stenen Trappen

Fast gleichzeitig entstand von 1666 bis 1670 der Bischofspalast in der Pollartstraat. Nur wenige Schritte entfernt steht an der Ecke zum Münsterplatz der Prinzenhof aus den 1680er Jahren, der ursprünglich als Regierungsgebäude für einen Teil (Obergeldern) des Herzogtums Geldern diente. Alle Bauten zeigen die für das Maasland typische dekorative Zurückhaltung der Backstein-Fassaden mit nur akzentuiert eingesetzten Sandsteindetails, insbesondere im Bereich der Portale und Fenstergewände.

Spuren des Mittelalters

Doch auch ältere Spuren konnten wir in der Stadt noch vereinzelt entdecken. Reste der Stadtmauer mit dem Rattenturm stehen nördlich der Christoffelkathedraal. In der Brugstraat 7 findet sich mit dem Haus Drehmans eines der wenigen mittelalterlichen Bürgerhäuser, das die Stadtbrände überstanden hat. Die um 1520 entstandene Fassade mit Staffelgiebel ist aus Backstein errichtet und verfügt über bemerkenswerte Maßwerkornamente aus Sandstein. In der Minderbroederstraat steht eine Minoritenkirche des 15. Jahrhunderts. Das dazugehörige Kloster wurde 1307 von Rainald I. von Geldern gegründet.

Auch wenn Roermond nicht über eines der vielen herausragenden Altstadtensembles der Niederlande verfügt, so hat die Stadt durchaus ihren Charme und wusste uns zu gefallen. Wir empfehlen ausdrücklich auch die Ufer der Roer aufzusuchen, die sich westlich an der Altstadt vorbeischlängelt. Hier trifft man auf einen der malerischsten Winkel der Stadt mit einer historischen Brücke des 18. Jahrhunderts, die den Fluss majestätisch überspannt. Ein würdiger Abschluss unseres Stadtrundgangs!

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