
Inhalt
Entstehungsgeschichte und Schwerpunkte
Freilichtmuseen in Baden-Württemberg haben eine andere Entstehungsgeschichte als in großen Teilen Deutschlands. Ihre Entwicklung setzte erst in den 1970er Jahren ein, als mit dem Bewusstsein für Denkmalpflege auch die ländliche Alltagskultur in den Fokus von Wissenschaft und öffentlichem Interesse rückte. Im Ländle entschied man sich dabei, nicht eine einzelne Institution zu fördern, sondern die Aufgabe der Darstellung des bäuerlichen Lebens auf mehrere Standorte zu verteilen. Entsprechend entstanden eine Handvoll mittelgroßer Freilichtmuseen wie das Hohenloher Freilandmuseum bei Schwäbisch Hall. Dessen Einzugs- und Darstellungsbereich erstreckt sich über den Nordosten Baden-Württembergs und geht weit über die Kernregion Hohenlohe hinaus. Insgesamt wird die ländliche Lebensweise vom Spätmittelalter bis ins 20. Jahrhundert hinein dokumentiert.
1979 wurde der Trägerverein gegründet und 1983 das Museum mit bereits 13 errichteten Gebäuden eröffnet, wobei ein Teil davon an seinem angestammten Platz verortet war. Als Vorläufer galt das nur wenige Kilometer entfernte Bauernmuseum Schönenberg. Es zeigte in einem alten Wohnstallhaus aus dem frühen 19. Jahrhundert häusliche Einrichtungsgegenstände und landwirtschaftliche Gerätschaften. Von Beginn an galt die Vielfalt der Inhalte bei den Museumsausstellungen als wichtige Aufgabenstellung. In mehreren Baugruppen werden Haustierrassen, der Anbau von historischen Getreidesorten, Weinanbau, Handwerk, Landtechnik oder das Schulwesen thematisiert. Einen besonderen Schwerpunkt, der uns wie ein roter Faden durch die Gebäude begleitete, bildet die Frauengeschichte. In einem Themenrundgang wird das Leben der Bewohnerinnen beleuchtet: Hochzeiten, Geburten, Alltag, Armut und Krankheit. Im Gedächtnis blieb uns zudem die Geschichte einer jüdischen Familie, die auf einem Hohenloher Bauernhof Unterschlupf gefunden hat.

Was das Museum auszeichnet, ist nicht nur die ungewöhnliche Bezeichnung als Freilandmuseum, sondern auch die unmittelbare Anlehnung an das Dorf Wackershofen, als dessen fast natürliche Erweiterung es in der Landschaft in Erscheinung tritt. Beim Aufbau des Museums legte man zudem großen Wert darauf, Bauten in Raumteilen zu translozieren, was den Erhalt von Zeitschichten in Form von Putz, Anstrichen oder Tapeten ermöglichte. Es ging darum, keinen Idealzustand darzustellen, sondern den bäuerlichen Alltag abzubilden. Selbst der Transport eines Gewölbes, unzerlegt und insgesamt knapp 100 Tonnen schwer, gelang.


Rundgang über das Museumsgelände
Baugruppe Technik
Die Gebäude des Museums sind thematisch nach Baugruppen angeordnet, was die Orientierung erheblich erleichtert. Etwas gewöhnungsbedürftig erschien uns, dass die erste Baugruppe Technik vor dem Eingangsgebäude verortet und somit frei zugänglich ist, bevor man eine Eintrittskarte löst. Man kann sich sozusagen etwas Appetit holen, ehe man den Gang ins Museum wagt.
Die Baugruppe besteht nur aus wenigen Objekten, die aber – allen voran das Bahnhofsgebäude aus Kupferzell – umso augenfälliger sind. Der Holzbau aus dem späten 19. Jahrhundert stellt das erste Beispiel eines standardisierten Einheitsbahnhofs an Nebenbahnen der württembergischen Eisenbahn dar. Bei der Translozierung wurde er stilgerecht an die am Museum vorbeiführende Bahntrasse gesetzt. Sogar ein noch aktiver Bahnhalt existiert in der unmittelbaren Nachbarschaft. Der Bahnhof steht sozusagen in seinem natürlichen Habitat. Im Obergeschoss ist die Wohnung des Bahnhofsvorstehers zu sehen.

Hinter dem Bahnhof ragt ein Lagerhaus aus Kupferzell auf – ein stattlicher Holzbau, der auf die Initiative des damaligen Bürgermeisters Wilhelm Dutt zurückgeht. Es war das erste genossenschaftliche Getreidelagerhaus Deutschlands, was die Bauern des Ortes unabhängiger von Preisschwankungen machte. In einem benachbarten Gebäude ist eine sehenswerte Ausstellung zur Entwicklung der ländlichen Brandbekämpfung durch die Jahrhunderte mit zahlreichen Fahrzeugen und Gerätschaften untergebracht. Die Ausstellung entstand in Kooperation mit dem Haller Feuerwehrmuseum.

Das Hohenloher Dorf
Überblick und Einführung: Gasthof, Schule und Armenhaus
Die Gebäudegruppe des Hohenloher Dorfes stellt mit ihrer großen Anzahl an Bauten und ihrer geschlossenen Bebauung das eigentliche Zentrum des Museums dar. Auf dem Weg dorthin begrüßt uns das 1747 errichtete, prächtige Wohnhaus des Schultheißen Johann Martin Kühner aus Dahenfeld. Es dient heute als Verwaltungsbau des Museums. Mit dem ganz im Osten gelegenen Weidnerhof schließt das Museumsdorf zudem direkt an das natürlich existierende Dorf Wackershofen an und fungiert als Nahtstelle zwischen altem Dorf und neuem Museumsareal. Der im 17. Jahrhundert erstmals erwähnte Hof ist in seinem baulichen Bestand deutlich jüngeren Datums. Das Wohnstallhaus wurde 1838 durch den Schultheißen Georg Franz Weidner – daher der Name des Hofes – neu errichtet. Zum Komplex gehören auch eine große Stallscheune und weitere Nebengebäude.

Im Hohenloher Dorf bieten sich uns eine Fülle beachtlicher Hofanlagen, sodass es schwerfällt, nicht die Orientierung zu verlieren. Man sollte sich dadurch aber nicht abbringen lassen, auch die kleinen, unscheinbaren Bauten mit ihren sehr informativen Ausstellungen zu besuchen. Dazu gehören etwa ein Armen- sowie ein Taglöhnerhaus, die die Lebens- und Wohnbedingungen der untersten gesellschaftlichen Schichten auf dem Lande beschreiben. Ein Handwerkerhaus, das als Doppelhaus aus einem ehemaligen Bauernhaus entstand, gestattet einen Einblick in die Werkstätten und Wohnbereiche des ländlichen Handwerks. Zuletzt waren hier Schmied und Wagner ansässig. Im Seldnerhaus aus Schwarzenweiler erhalten wir Einblick in die Wohnverhältnisse von Kleinbauern, Webern, Söldnern, Amtsboten und Arbeitern – sie alle lebten in diesem bescheidenen Haus – seit dem Ende des 18. Jahrhunderts.


Obligatorisch ist in jedem Dorf und in jedem Freilichtmuseum ein Gasthof. Der hiesige stammt aus dem frühen 18. Jahrhundert aus Riedbach und hört auf den Namen „Gasthof zum roten Ochsen“. Für einige Jahrzehnte diente das stattliche Gebäude zusätzlich als Poststation auf dem Weg zwischen Augsburg und Frankfurt. Angebaut ist auch ein großer Tanzsaal, der allerdings aus einem anderen Ort transloziert wurde. Daneben befindet sich eine hölzerne Kegelbahn mit Trinkhalle, die die Beliebtheit dieser Freizeitbeschäftigung in der Zeit um 1900 dokumentiert. Und natürlich darf in einer Dorfgemeinschaft die Schule nicht fehlen. Das Schulgebäude aus Satteldorf wurde 1828 errichtet und beherbergt die Schulräume im Obergeschoss, während das Untergeschoss die Lehrerwohnung und Stallungen aufnimmt.


Haus Frank aus Elzhausen und Haus Härterich aus Schönenberg
Das Haus Frank aus Elzhausen, erbaut 1794 vom Bauern Georg Heinrich Schumacher, ist nicht nur das äußerlich prächtigste Gebäude auf dem Museumsgelände, es stellt auch eine Art Prototyp eines Hohenloher Bauernhauses dar: Im massiven Untergeschoss befinden sich die Stallungen, während im Fachwerk-Obergeschoss die Wohnräume anzutreffen sind. Dieser Haustyp des Unterstall- oder Wohnstallhauses ist in großen Teilen Mittel- und Süddeutschlands gebräuchlich, während im Norden das niederdeutsche Hallenhaus beheimatet ist. Das Beispiel aus Elzhausen sticht zudem durch seine spätbarocke Ornamentik an Türen und Fenstern und einen kleinen Dachreiter heraus.

Zur Hofanlage, die allerdings von verschiedenen Standorten stammt, gehören eine große Scheune aus Langensall mit gleich zwei Durchfahrtstennen, ein kleiner Stall für Schweine und Hühner und ein Ausdinghaus (Altenteil) aus Morbach, das wie eine Miniaturausgabe des Haupthauses aufgebaut ist. Eine Tenne ist ein Raum für das Dreschen des Getreides und ist besonders komfortabel zu nutzen, wenn sie wie in unserem Beispiel separate Zu- und Ausfahrten besitzt.

Dem Elzhausener Hof gegenüber liegt eine weitere repräsentative Anlage, deren Haupthaus, das Haus Härterich, aus Schönenberg transloziert wurde. Der Name ist dem Eigentümer Johann Michael Härterich geschuldet, der sich im Jahre 1892 ein Wohnhaus errichten ließ, das in seiner Ausführung mit akkurat gehauenen Sandsteinen eher an eine gründerzeitliche Villa als an ein Bauernhaus erinnert. Traditionell ist dagegen die Aufteilung mit Backstube sowie Stallungen – in diesem Fall primär für die wertvollen Pferde – im Untergeschoss. Mit 35 Meter Länge steht neben dem Haus eine mächtige Scheune, die zeitlich ebenfalls ans Ende des 19. Jahrhunderts zu datieren ist. Die differenzierte Raumaufteilung besteht aus dreifacher Tenne, Stall und Heubarn. In einem angebauten Raum befinden sich der tierbetriebene Göpel, der die Dreschmaschine und den Futterschneider ihr Werk verrichten lässt. Zudem existiert auf dem Gelände eine Schmiede.

Das Steigengasthaus und weitere Höfe
Etwas exponiert vom Dorf steht die Hofanlage des Steigengasthauses Rose mit dem Haupthaus aus der Nähe von Michelfeld, datiert in die Mitte des 18. Jahrhunderts. Das entspricht auch der Verortung des Gebäudes an starken Steigungen der Fahrwege im Postkutschenzeitalter. Im konkreten Fall war sein angestammter Platz auf halber Höhe zum Aufstieg zum Mainhardter Wald an einer wichtigen Verbindung von Nürnberg über Schwäbisch Hall ins Neckartal. Es diente dazu, den Zugtieren und nicht zuletzt den Wagenlenkern eine Pause zu ermöglichen. Auch hier treffen wir wieder die charakteristische Aufteilung von Stall und Remise im Untergeschoss und Gaststube sowie Schlafkammern im Obergeschoss an. Bei dieser Hofanlage ist es zudem gelungen, die ursprüngliche Scheune aus dem 19. Jahrhundert mit Tenne, Stall und Barn mit ins Museum zu versetzen.


Beachtung verdient auch ein letztes Ensemble des Hohenloher Dorfes, hübsch gelegen am Dorfteich: Das Haus Veit aus Zaisenhausen ist ein seltenes Beispiel eines Wohnstallhauses aus der Mitte des 16. Jahrhunderts, das seine Raumaufteilung zudem in fast 500 Jahren Nutzung noch weitgehend beibehalten hat. Wieder finden wir die Stallungen im Untergeschoss, die Wohnräume im Obergeschoss. Die Fachwerkkonstruktion besteht aus Eichenholz. Und auch die benachbarte Scheune aus Obereppach geht auf die Mitte des 16. Jahrhunderts zurück, musste aber im Museum rekonstruiert werden, da sie in einem weitaus jüngeren Scheunenbau verbaut war. Dieser alltägliche Typus verfügt über einen quadratischen Grundriss, ausschließlich mit Tenne und Barn. Vor dem Aufkommen der Stallfütterung war es nicht üblich, Nutztiere im Stall unterzubringen.

Die Gebäudegruppe Mühlental mit ihren Wassermühlen
Die Gebäudegruppe Mühlental liegt weit verstreut im Gelände, sodass man ihre Bauten – allesamt Wassermühlen – jeweils beim Auf- bzw. Abstieg zur Gebäudegruppe Waldberge passiert. Zum einen ist da das Mühlenensemble aus Weipertshofen, das aus zwei Mühlen und einer jüngeren Stallscheune besteht. Es wurde im Jahre 1687 durch den Amtsmüller Thomas Obermüller errichtet und in Teilen 1834 erneuert. Der aufwendige Hauptbau stellt eine Mahlmühle dar. Sie besitzt ein steinernes Untergeschoss und ein Obergeschoss aus Fachwerk. Mit diesem Gebäude ist eine aus Holz errichtete Sägemühle verbunden. Im 19. Jahrhundert besaß die Gebäudegruppe drei Wasserräder. Für das Freilichtmuseum war das Ensemble auch deshalb von großer Relevanz, weil sich die gesamte Technik aus der Zeit um 1900 erhalten hatte.


Etwas anders stellte sich die Situation bei der isoliert im Gelände stehenden Sägemühle Schmidbügel dar, die auf das 18. Jahrhundert zurückgeht. Bei dieser Wassermühle mussten Technik und Ausstattung aus anderen Mühlenbauten kombiniert werden. Dabei können wir als Besucher dort die Entwicklung vom älteren Hochgang zum jüngeren Vollgatter nachvollziehen. Letztere Technik kam erst Anfang des 20. Jahrhunderts auf und konnte dank eines Motors mit den Sägeblättern gleich mehrere Schnitte ausführen.


Wohnen im 20. Jahrhundert in der Gebäudegruppe Waldberge
Von der Gebäudegruppe Waldberge präsentiert sich uns ein wunderbarer Überblick über das Museumsareal. Auch die hier stehenden Gebäude sind allein durch ihre Dimensionen von großer Wirkung. Thematisiert werden das Wohnen und Arbeiten im 20. Jahrhundert. Der Käshof aus der Nähe von Weipertshofen ist zwar Ende des 16. Jahrhunderts entstanden, ist aber 1890 und 1940 eingreifend verändert worden. An ihm lässt sich exemplarisch die Anpassungsfähigkeit eines alten Hauses an neue Lebens- und Arbeitsbedingungen studieren. Charakteristisch für Bauernhäuser der Region ist wiederum die Aufteilung in ein massives Untergeschoss, das als Stall diente, und ein Fachwerk-Obergeschoss (jetzt verputzt), das den Wohntrakt aufnahm. Ob hier jemals Käse hergestellt worden ist, kann letztlich nicht bezeugt werden. Beeindruckt hat uns aber mehr eine Ausstellung, die die Geschichte des Hauses während der nationalsozialistischen Zeit dokumentiert. Die damaligen Bewohner gewährten verfolgten Juden und einem Wehrmachtsdeserteur Unterschlupf.


Unweit des Käshofes steht das ehemalige Forsthaus Joachimstal, das Ende des 18. Jahrhunderts zunächst als Bauernhaus im schwäbisch-fränkischen Wald erbaut wurde. 1879 erfolgte der Verkauf an das Königliche Forstamt Reichenberg bei Backnang. Da die Einkünfte eines Försters häufig für den Lebensunterhalt nicht ausreichten, wurde hier zusätzlich eine kleine Landwirtschaft betrieben. Auch ein kleines Backhaus ist auf dem Grundstück vorhanden. Die durch das Museum konservierten Räume des Hauses zeigen eine Ausstattung aus der Zeit der durchgreifenden Renovierung in den 1960er Jahren. Zur Gebäudegruppe gehören ferner eine kleine katholische Kapelle aus Ströcken aus dem Jahre 1834 und der in Hanglage befindliche Sommerkeller einer Dorfbrauerei – letzterer nur ein Nachbau eines Originals aus Weipertshofen. Die tief ins Erdreich eingesenkten Gewölberäume erlaubten eine kühle Lagerung des beliebten Gebräus.

Das Weinbauerndorf
Auf dem Weg weiter ins Tal erreichen wir das Weinbauerndorf, das aus jeweils einer Gebäudegruppe entlang des Weges besteht. Es zeigt charakteristische Bauten aus Weinlandschaften und holt dabei bis in die fränkische Main-Tauber-Region aus. Hangseitig steht eine Hofanlage, deren zentrales Gebäude ein Winzerhaus aus Sachsenflur darstellt. Dieses konnte mittels Dendrochronologie auf das Jahr 1562 datiert werden. Trotz der entstellenden Umbauten im 19. Jahrhundert ist es im Hohenloher Freilandmuseum gelungen, die bauliche Gestalt des 16. Jahrhunderts zu rekonstruieren. Das Fachwerkhaus auf einem Steinsockel dient daher als sprechendes Architekturdenkmal, an dem die Technik der Fachwerkkonstruktion anschaulich gemacht wird. Die Hofanlage wird mit Bauten von ursprünglich verschiedenen Hofstellen komplettiert. Zum einen ist dies eine Zehntscheune, zum anderen ein Schweinestall. Neben dem Hof steht eine weitere Scheune, die mit einem dendrochronologischen Datum von 1514 zu den ältesten Gebäuden im Museum gehört. Es stellt ein typisches Beispiel für eine an der Straße gelegene Scheune dar, die aufgrund des geringen Platzbedarfs in vielen Weinorten ihre Einfahrt zur Tenne an der Giebelseite besitzt.

Auf der gegenüberliegenden Straßenseite steht ein Weinbauernhaus aus Verrenberg in Hohenlohe. Es ist mit seiner Traufe zur Straße hin ausgerichtet und entstand im frühen 18. Jahrhundert. Inschriften am Bau belegen Johann Tomas Waimann zu Verrenberg als Erbauer. Das Anwesen entstand außerhalb des Ortsetters, stand also außerhalb des Dorfkerns. Da Weinbauern meist zusätzlich Getreideanbau und Viehwirtschaft betrieben, gehörte zum Hof ein in der Verlängerung des Hauses stehendes Scheunen- oder Stallgebäude. Hier nimmt ein mit massiven Außenmauern versehener Bau, der ursprünglich zur Möhringer Mühle im Hohenlohischen gehörte, diese Funktion ein. Auffälligstes Merkmal der Bautengruppe ist der gewölbte und tief eingegrabene Weinkeller mit Außenzugang unter dem Bauernhaus.

Zu den weiteren bemerkenswerten Einzelbauten des Weinbauerndorfes gehört ein akkurat gemauertes Backhaus aus Beilstein aus dem frühen 19. Jahrhundert, das aus Gründen des Brandschutzes gemeinschaftlich genutzt wurde. Ein auf das Jahr 1482 datiertes Kleinstwohnhaus aus dem Spätmittelalter stellt das älteste Bauwerk auf dem Museumsgelände dar. Etwas abseits des Dorfes befindet sich ein Keltergebäude des frühen 18. Jahrhunderts aus der Nachbarschaft von Oberohrn. Das als Gofmannskelter bezeichnete Bauwerk ist ein Bannkelter des fürstlichen Hauses Hohenlohe-Öhringen, was die enormen Dimensionen mit der gewaltigen Walmdachkonstruktion erklären könnte. Bei Bannkeltern waren die umliegenden Bauern verpflichtet, das Gebäude zum Keltern zu nutzen und gaben den Herrschaften einen Teil der Trauben oder des Weins ab. Im Gegenzug kümmerte sich das Fürstenhaus um die Instandhaltung des Objektes und der Weinpressen.
Fazit und Ausblick
Es ist beachtlich, mit wie viel Sachverstand das Hohenloher Freilandmuseum Translozierungen unterschiedlichster Art in nur so wenigen Jahrzehnten zustande bekommen hat. Insbesondere die Kunst, ganze Raumeinheiten zu versetzen, ringt Respekt ab. Die Möglichkeit, damit Zeitschichten zu erhalten, ist von höchstem Wert, denn damit bleibt auch die Nutzungsgeschichte der Häuser erhalten. Und genau hierin liegt auch das Alleinstellungsmerkmal des Museums. Im Vordergrund steht nicht die Rekonstruktion bestimmter – in gewissem Grad damit auch idealisierter – Zustände, sondern die Authentizität des Gezeigten. Damit rücken auch die Personen, die mit den Gebäuden in Verbindung standen, in den Mittelpunkt der Betrachtung. Dies wird in den vielen kleinen Ausstellungen in den Häusern deutlich, die diese lebendig machen.
Zukünftig wird man sicherlich einen Fokus auf die Wohn- und Lebensbedingungen im 20. Jahrhundert legen. In den vergangenen Jahren hat man mit dem Aufbau einer entsprechenden Gebäudegruppe rund um ein MAN-Stahlhaus aus den 1950er Jahren begonnen. Diese Entwicklung liegt ganz im Trend anderer Freilichtmuseen.
Etwas mehr habe ich mir von der Museums-App versprochen. Sie hält zwar sehr viele Informationen und auch Thementouren in kleinen Video- oder Audiosequenzen bereit, aber es fehlt mir die Möglichkeit, konkrete Informationen zu den Gebäuden in Text und Bild abzurufen, was die Vor- und Nachbereitung eines Besuchs erschwert. Dies gilt übrigens gleichermaßen für die Website des Museums. Die App eignet sich daher vor allem als Audioguide vor Ort.