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Das Logo der Stadt Köln und seine christliche Symbolik

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Silhouette von Köln

Kontroverse um neuen Markenauftritt

Die Stadt Köln arbeitet an einem neuen Logo (richtiger: Wortbildmarke) und einem frischeren Markenauftritt. Vor wenigen Tagen ging man mit den Ideen an die Öffentlichkeit. Dabei sollen die stilisierten Domtürme aus dem Logo weichen und den Weg frei machen für ein zeitgemäßes und den digitalen Anforderungen entsprechendes Erscheinungsbild mit weniger Komplexität und klareren Strukturen.

Stadt Köln Logo – vorher und nachher
Logos Stadt Köln: links alt und rechts neu, Quelle: Stadtverwaltung Köln

So weit, so nachvollziehbar. Doch die Kritik, die sich vor allem in den sozialen Netzwerken als Shitstorm entlud, folgte auf dem Fuß. Der frühere Kölner Oberbürgermeister Fritz Schramma, der an der Entwicklung des alten Corporate Designs beteiligt war, ruft die Kölner auf, sich gegen die Änderung des Stadtlogos zur Wehr zu setzen. Ähnlich kritisch äußert sich der Kölner Stadt- und Domdechant Robert Kleine.

Peter Hahne und der Vorwurf der Unterwerfung

Weitaus aggressiver und radikaler formuliert es der einstige ZDF-Redakteur und Moderator Peter Hahne auf der Plattform „Tichys Einblick“. Bereits seine einleitenden Sätze lassen keine Zweifel darüber aufkommen, wen oder was er für die für ihn untragbare Tilgung der Domtürme aus dem Kölner Logo verantwortlich macht:

Das Entfernen des Doms aus dem Stadt-Logo bedeutet nichts anderes als Unterwerfung und ist eine logische Folge des in Köln inzwischen erlaubten Muezzin-Rufes. Was die Ampel-Parteien veranstalten, hat Vorläufer: sozusagen die schwarzen Originale als Blaupause.

Inwiefern die Toleranz gegenüber anderen Religionen zwangsläufig zur Entfernung christlicher Symbole führt und in welcher Weise darin eine Unterwerfung angenommen werden muss, darauf bleibt Hahne allerdings Antworten schuldig – und das, obwohl der Vorwurf der Unterwerfung insgesamt elfmal im Text auftaucht. Stattdessen legt er in gleicher Intensität nach: Der Stadt Köln wirft Hahne vor, das Christentum aus dem kollektiven Gedächtnis löschen zu wollen, und beklagt die Islamisierung Deutschlands. Schließlich kommt er zu dem Schluss:

Deshalb gibt es nur einen zulässigen Rückschluss: der Dom, der für die christlich-abendländische Kultur steht, wird von der Stadtverwaltung der Frau Reker, jener Erfinderin des Frauen-Schutzabstandes „Armeslänge“, als schädlich für das Image betrachtet. Der Dom wird einfach gecancelt, dem kulturellen Erdboden gleich gemacht, dem woken Furor geopfert.

Nun möchte ich nicht die Frage erörtern, ob und wann das ehemalige ZDF-Aushängeschild nach rechts abgebogen ist. Dies haben Philipp Greifenstein oder René Martens bereits nachvollziehbar recherchiert. Es ist jedenfalls kein Zufall, dass Hahne, der sich im übrigen religiös und sozial engagiert, regelmäßig in einem rechtspopulistischem Blatt wie „Tichys Einblick“ publiziert. Leider verfangen solche postfaktischen Ansichten zu leicht, wie eine Diskussion im Forum „Archtectura Pro Homine“ veranschaulicht.

Faktenlage

Die Fakten rund um die Gestaltung des neuen Kölner Logos sehen indes anders aus, als es uns Hahne glauben machen möchte. Offensichtlich haben die meisten Kritiker überlesen, dass die Domspitzen lediglich aus dem Logo verschwinden sollen. Sie erhalten stattdessen eine neue und prominente Funktion: Zukünftig werden sie auf allen Plakaten, Broschüren, Aushängen und Social-Media-Beiträgen als wiederkehrendes Kommunikationsmerkmal zu sehen sein.

Markenauftritt Stadt Köln
Markenauftritt Stadt Köln mit Domtürmen, Quelle: Stadtverwaltung Köln

Insofern greift jegliche Kritik ins Leere, die davon ausgeht, eine ablehnende Haltung gegenüber christlichen Symbolen sowie gegen eine historisch gewachsene Identität sei die Triebfeder der Kölner Gestaltungsideen. Übrigens: Der doppelköpfige Reichsadler, der auf die Geschichte und Bedeutung der Stadt als Freie Reichsstadt verweist, verbleibt mit der Reichskrone und dem dazugehörigen Kreuz als Bestandteil des Logos. Ich denke, die Absurdität der Argumentation der Bedenkenträger ist damit ausreichend dargelegt.

Und dennoch sei mir folgender Gedanke gestattet: Eine Tilgung der Domtürme aus dem Markenauftritt der Stadt Köln sollte auch in Zukunft vermieden werden. Die Kathedrale ist der religiöse, kulturelle und gesellschaftliche Mittelpunkt Kölns. Kaum ein Ort identifiziert sich über ein einzelnes Bauwerk so sehr wie die Stadt am Rhein. Es ist mehr als nur ein Wahrzeichen.

Die Sichtweise des Designers

Umso erfreulicher, dass mit dem Designer Achim Schaffrinna jemand mit der notwendigen Sachkenntnis die Situation einzuordnen und zu beurteilen weiß. Er verweist ausdrücklich darauf, dass der Dom eben nicht aus dem visuellen Erscheinungsbild Kölns verschwindet, sondern an eine neue prominente Stelle rückt. Die komplexe Struktur des Logos wird dadurch aufgelöst. Es besteht nur noch aus einer Bildmarke links und einer Wortmarke rechts. Die grafischen Elemente werden insgesamt entzerrt.

Schaffrinna erkennt den Kern des Problems so präzise, dass ich meinen Artikel ausnahmsweise mit einem Fazit und Appell aus fremder Feder enden lassen möchte:

Ein visuelles Erscheinungsbild auf Grundlage allein des Logos zu bewerten, ist, als würde man ein Buch anhand des Covers beurteilen. Eine faire und substanzielle Bewertung erfordert jedoch Aufwand. Aufwand, den gesamten Text zu lesen. Aufwand, genau hinzusehen und zuzuhören. Aufwand, ausreichend Informationsmaterial zu recherchieren. Aufwand, den viele Menschen offenbar nicht (mehr) bereit sind zu leisten. Unter anderem deshalb entstehen im Netz Shitstorms. Weil Menschen vorschnell urteilen.

2 Kommentare zu “Das Logo der Stadt Köln und seine christliche Symbolik

  1. Ahh, wenn es um zeitgemäßes Design geht und um Zukunftsfähigkeit und Digitalisierung, müsste dann nicht das Adlerwappen entfernt werden? Das ist doch unzeitgemäß und mit seinen Schnörkeln und Adlerhälsen und Flügeln eher etwas, was digitalen Anforderungen und dem Wunsch navh klarem Design entgegenspricht. Zwei Dreiecke, die in abstrakter Weise das Wahrzeichen und Weltkulturerbe der Stadt repräsentieren, erscheinen dagegen klar und ruhig.

    1. Ich muss gestehen, dass ich diese Befürchtung zunächst auch hatte. Aber durch die Reduktion der Details und vor allem durch die farbliche Anpassung wirkt es als Bildmarke gemeinsam mit der Wortmarke sehr harmonisch und besitzt das richtige Maß an historischer Authentizität, wie es einer Stadt wie Köln gebührt.

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