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Die Porta Westfalica – mehr als nur ein Denkmal

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Porta Westfalica
Die Porta Westfalica bei Sonnenuntergang

Die Weser

Wer sich ihr mit dem Zug nähert, sieht sie schon von weitem aus der flachen Landschaft ragen: die Porta Westfalica mit dem markanten Kaiser-Wilhelm-Denkmal. Hier durchbricht die Weser einen schmalen Mittelgebirgskamm. Westlich erstreckt sich das Wiehengebirge, nach Osten schießt sich das Wesergebirge an. Der Weserdurchbruch verbindet die norddeutsche Tiefebene mit Westfalen – ein geologisches Tor wie es im Buche steht!

Wer den vollen Umfang dieser abwechslungsreichen Landschaft per pedes erleben möchte, dem sei der Start nicht an den unzähligen Parkplätzen für das Kaiser-Wilhelm-Denkmal empfohlen. Wir begannen unsere Wanderung unmittelbar an der Weser am Fähranleger Barkhausen. In den Sommermonaten kommt hier ein wenig Südseestimmung auf, wenn eine mobile Bar an einem Sandstrand die Radler entlang des Weserradwegs zum Halt animiert. Am gegenüberliegenden Weserufer halten die Züge im Bahnhof Porta Westfalica in Nachbarschaft einer Felswand.

Weserdurchbruch am Fähranleger Barkhausen
Weserdurchbruch am Fähranleger Barkhausen

Das Kaiser-Wilhelm-Denkmal

Lage und Geschichte

Vom Fähranleger ist das Hauptziel der Wanderung bereits deutlich auszumachen. Am Osthang des Wittekindsberges thront auf 268 Meter Höhe das Kaiser-Wilhelm-Denkmal – das Wahrzeichen der Porta Westfalica!

Das Denkmal wurde 1896 nach mehrjähriger Planungs- und Bauphase zu Ehren des 1888 verstorbenen Kaisers Wilhelm I. eingeweiht. Es gehört in eine lange Reihe von Monumenten, die um die Jahrhundertwende in Deutschland entstanden sind und von dem ausgeprägten Nationalismus der Kaiserzeit zeugen. Der Architekt Bruno Schmitz zeichnet auch verantwortlich für das Kaiser-Wilhelm-Denkmal am Deutschen Eck in Koblenz und das Kyffhäuserdenkmal im nördlichen Thüringen.

Standbild Kaiser Wilhelm I.
Standbild Kaiser Wilhelm I.

Besucherzentrum

2018 wurde die Ringterrasse, von der man einen fantastischen Ausblick in die Ebene und auf das Wesergebirge hat, rekonstruiert und ein Besucherzentrum mit Restaurant eingerichtet. Letzteres bietet Informationen zum Denkmal selbst, aber vor allem auch zur Geschichte des Wittekindsberges. Insgesamt sechs multimediale Stationen stillen den Wissensdurst des Besuchers:

  • Kaiserliche Aussichten: Hier wurde im Vorfeld der Ausstellungseröffnung an die Partizipation der Besucher appelliert. Zu sehen sind zahlreiche zugeschickte Fotos von Ausflügen zum Denkmal aus unterschiedlicher Zeit.
  • Rondell: Kreisförmig angeordnete Displays nähern sich der Bedeutung des Monuments aus den drei Perspektiven Kaiser, Denkmal und Publikum an.
  • Panoramawand: Das zentrale Element der Ausstellung ist eine Panoramawand, die die Porta Westfalica in 34 Einzelszenen als Kulturlandschaft vorstellt. Aufgegriffen werden geologische Aspekte wie der hiesige Porta-Sandstein, das Auftauchen der Römer sowie die Industrialisierung.
  • Geomodell: Eine interaktive Landkarte thematisiert Geologie, Natur, Wirtschaft, Naturraum, Verkehr und Siedlung an der Porta Westfalica.
  • Denkmal heute: Die Medienstation bettet das Kaiser-Wilhelm-Denkmal an der Porta Westfalica in einen internationalen Kontext ein. Die Denkmalkultur und die Denkmallandschaft werden vorgestellt.
  • Kinostation: Zu sehen ist die 120-jährige Geschichte des Monuments in einem Kurzfilm.
Besucherzentrum Kaiser-Wilhelm-Denkmal
LWL-Besucherzentrum am Kaiser-Wilhelm-Denkmal – Foto: LWL/Peter Hübbe

Natur und Geschichte am Wittekindsberg

Wanderung zur Wittekindsburg

Gibt es etwas Abwechslungsreicheres als Natur und Kultur auf einer Wanderung zu verbinden? Das vielseitige kulturelles Umfeld des Wittekindsberges macht dies möglich. Die kleine Tour beginnt man am besten auf der Rückfront des Kaiser-Wilhelm-Denkmals. Dort startet ein spannender Wanderweg entlang des scharfkantigen Kamms des Wiehengebirges. Linker Hand sind immer wieder Ausblicke auf die in der Ebene fließende Weser zu ergattern.

Der Weg führt nach rund einem Kilometer vorbei am Moltketurm, der hier als steinerner Aussichtsturm im Jahre 1829 errichtet wurde. Kurze Zeit später passiert man das burgartig wirkende Berghotel Wittekindsburg, von wo aus sich ebenfalls ein beeindruckender Blick in die westfälische Tiefebene bietet. Ein Förderverein bemüht sich, wieder Leben in das alte Gemäuer zu bekommen.

Spuren aus dem Mittelalter

Hinter dem Hotel ist bereits die am Waldrand stehende Margarethenkapelle zu erkennen. Bei unserem ersten Besuch war ich irritiert, denn schnell war nachzuvollziehen, dass es sich um einen Bau aus der Zeit um 1200 handeln musste. Ein wüst gefallenes Dorf ist allerdings in dieser exponierten Lage kaum anzunehmen. Der 1224 erstmals urkundlich erwähnte Kapelle mit zweijochigem gewölbten Innenraum ist möglicherweise an Stelle eines 993 gestifteten Benediktinerinnenklosters entstanden, das aber bereits wenige Jahrzehnte später nach Minden verlegt wurde. Vieles bleibt hier selbst für den Kunsthistoriker rätselhaft.

Nur wenige Meter nördlich oberhalb einer Klippe folgt die nächste Überraschung. Dort wurde eine kreuzförmige Kapelle aus der Zeit um 1000 ausgegraben. Am überzeugendsten ist die Deutung der sogenannten Kreuzkirche als Klosterkirche oder Grabeskirche eines Adelsgeschlechts. Derartige Zentralbauten über griechischem Kreuz sind nördlich der Alpen selten und können zum Beispiel in Prag oder Krakau archäologisch nachgewiesen werden. Die Grundmauern der Kreuzkirche am Wittekindsberg sind nach der Freilegung mit einem gläsernen Konstrukt als Schutz gegen Witterungseinflüsse versehen worden.

Die Wittekindsburg

Wir befinden uns hier mitten in einem geschichtsträchtigen Areal, dessen Geschichte bis in die vorrömische Eisenzeit reicht. Eine Befestigung aus dieser Zeit ist archäologisch nachgewiesen. Sie wurde durch eine frühmittelalterliche Burg überbaut. Die Wallanlagen sind im Gelände noch gut auszumachen. Die Bezeichnung als Wittekindsburg ist für zahlreiche Anlagen im Umkreis überliefert und geht legendenhaft auf den altsächsischen Herzog Widukind (auch Wittekind) zurück, obwohl dieser mit den meisten dieser Burgen wohl keine Berührungspunkte hatte.

Abschließender Tipp: Auf dem Rückweg lohnt der südliche Wanderpfad unterhalb der Klippen. Hier kommt man an der Wolfshöhle vorbei, in der der schon im Mittelalter viel genutzte und auf der Weser verschiffte Porta-Sandstein abgebaut wurde. Die Arbeitsspuren sind am Stein noch deutlich erkennbar.

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