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EXPLORA – wenn ein Museum sich fremdenfeindlich gibt

Posted on – zuletzt aktualisiert am 27. Januar 2018
Explora-Museum

Die Äußerungen der Museumsleitung

Das EXPLORA in Frankfurt am Main wird privat in einem ehemaligen Bunker geführt und richtet sich explizit auch an Kinder und Jugendliche. Es stellt sich als eine Mischung aus Science Center, Erlebnisraum und Ausstellungsort dar. Als Schwerpunkte werden visuelle Phänomene und optische Täuschungen präsentiert. Da der Begriff des Museums in Deutschland nicht geschützt ist, darf es sich als ein solches bezeichnen. Gründer und Betreiber der Einrichtung ist der ehemalige Foto-Designer Gerhard Stief. So weit, so gut, würde man meinen.

Das EXPLORA führt für seine Öffentlichkeitsarbeit auch einen Twitter-Account. Dort war noch vor wenigen Tagen ein Tweet zu lesen, der bereits als private fremdenfeindliche Äußerung Befremden hervorgerufen hätte; als Äußerung einer musealen Einrichtung ist sie nur untragbar. Dass diese Einstellung System besitzt und nicht etwa einem über den Durst getrunkenen Kopf entsprungen ist, offenbaren weitere Äußerungen. Am 8. Januar heißt es da:

Hätte man die syrischen verbrecher nicht ins land gelassen wäre alles so gut wie früher..refugies not welcome.

Neben dem Inhalt zeichnet die Orthografie zahlreicher Tweets ein desolates Bild dieser Einrichtung nach. Auch durch andere Quellen wie dem Bewertungsportal TripAdvisor wird dem EXPLORA eine nicht akzeptable Gangart bescheinigt:

Das Personal war allerdings sehr kinderunfreundlich und ungeduldig gegenueber Auslaendern!

Unterdessen fragt Herr Stief seine Gäste per Twitter zynisch, ob sie etwas Rassistisches gesehen hätten in seinem Museum. Nun, ich würde meinen: Wenn er nicht selbst anwesend war, dann vielleicht nicht.

Konsequenzen

Das Haus – Museum mag ich nicht mehr schreiben – disqualifiziert sich auf ganzer Linie selbst. Von einem Besuch ist meiner Ansicht nach dringend abzuraten, ganz unabhängig davon, dass die Bewertungen bei TripAdvisor der Einrichtung Mängel bei der Präsentation und den Inhalten bescheinigen. Ein eigenes Bild konnte ich mir bisher nicht machen.

Konsequenzen sind bereits von offizieller Seite gezogen worden. Empfehlungen für das EXPLORA-Museum sind von den städtischen Webseiten entfernt worden. Das Land Hessen kündigte dem Museum inzwischen die Zusammenarbeit mit der Familienkarte Hessen auf. Die Empörung in Frankfurt und in Hessen ist groß. Und auch die Nachkommen des niederländischen Malers M.C. Escher äußerten sich entsetzt darüber, dass Eschers Werke in einem solchen Haus hängen. Da können wir froh darüber sein, dass Museen kaum Gefahr laufen können, unter Generalverdacht zu geraten. Den Shitstorm hat Herr Stief ganz allein verdient.

Das EXPLORA hat geschlossen

Update (27.01.18): Was ist aus dem EXPLORA nach dem Skandal im Januar 2016 geworden? Offensichtlich waren die Folgen des Vorfalls so gravierend, dass das Museum im Dezember 2016 schloss. Offiziell werden von Museumsleiter Stief Altersgründe für die Aufgabe angeführt. Der Glauburgbunker, in dem das Museum beheimatet war und in dem Stief auch gelebt hat, ist mittlerweile verkauft.  Die Sammlung ist in die Niederlande veräußert worden. Es wird darüber diskutiert, ob auf dem Areal des Bunkers Wohnungen entstehen könnten.

Herr Stief ist allerdings im Internet weiterhin unter der Marke EXPLORA aktiv. Auf der noch existenten Website des EXPLORA wird ein Nachfolgeprojekt namens EXPLORAnext angekündigt. Meine Anfrage dazu blieb bisher unbeantwortet. Auch die Facebook-Seite und der Twitter-Account des ehemaligen Museums werden weiterhin in enger Frequenz bespielt. Stief betreibt zudem ein weiteres Museum dieser Art in Dinkelsbühl, das Museum 3. Dimension.

2 Kommentare zu “EXPLORA – wenn ein Museum sich fremdenfeindlich gibt

  1. Abgesehen davon, dass der Herr auf Twitter beweist, dass er ein Troll der besten Schule ist, frag ich mich bei vielen Kommentaren zu dieser Sache etwas. Auch du schreibst: „Dort war noch vor wenigen Tagen ein Tweet zu lesen, der bereits als private Äußerung Befremden hervorgerufen hätte; als Äußerung einer musealen Einrichtung ist sie nur untragbar.“

    Das finde ich falsch: Auch als Äußerung einer Privatperson ist diese Äußerung untragbar, denn auch Privatpersonen sind Angestellte, Selbständige, Vereinsvorsitzende usw. Sprich: Auch wenn die Äußerung von einem privaten Account aus getätigt wird, ist der Verfasser/die Verfasserin doch in der Regel in weitere soziale Kontexte eingebunden, in die die entsprechende Person ihre Ansichten trägt. Da gibt es nichts zu relativieren. Die Äußerung war herabwürdigend, andere Äußerungen sind offen fremdenfeindlich/rassistisch.

  2. Ich wollte damit Folgendes ausdrücken: Fremdenfeindliche oder gar rassistische Kommentare sind in den sozialen Medien so sehr an der Tagesordnung, dass viele dies bei privaten Äußerungen allenfalls noch mit einem Kopfschütteln wahrnehmen. Wenn ein Museum oder eine andere öffentliche Einrichtung sich auf dieses Niveau herablässt, mag das zwar inhaltlich dasselbe sein, aber die Tragweite ist eine ganz andere. Wenn der Rassismus die privaten Wohnzimmer – und dazu möchte ich trotz seiner Öffentlichkeit die privaten Accounts bei Facebook, Twitter etc. zählen – verlässt und in Einrichtungen mit Bildungsauftrag Einzug hält, dann könnte dies eine ganz andere Sprengkraft besitzen. Nun möchte ich allerdings annehmen, dass der Fall Explora ein Einzelfall eines geistig verirrten Museumsleiters bleibt.

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